Öffentliche Wahrnehmung von Möglichkeiten und Grenzen des Genome Editing (CRISPR) / Public Perception of Gene Editing (CRISPR)

Projektleitung: Ulrike Felt

Projektkollaboration: Ingrid Metzler

Worum geht es in diesem Forschungsprojekt?
Seit kurzer Zeit gibt es ein molekularbiologisches Verfahren, mit der Abkürzung CRISPR/Cas9, welches gezielte Veränderungen im Erbgut von Lebewesen ermöglicht. So können Gene in das Genom von Pflanzen, Tieren, aber auch von Menschen eingefügt oder entfernt, aber auch einzelne Bausteine in einem Gen geändert werden — man spricht auch von „Editieren des Genoms“. Dieser Eingriff ist weitaus genauer und effizienter als bisher möglich, sowie gleichzeitig viel kostengünstiger und einfacher in der Handhabung. Darüber hinaus hofft man, dass das Risiko bei einem solchen Eingriff auch andere Regionen des Genoms ungewollt zu beeinflussen geringer ist. Dies eröffnet viele Möglichkeiten für die Grundlagenforschung. Es ermöglicht aber auch die Entwicklung zahlreicher Anwendungen in der Biomedizin (etwa Bekämpfung von Erbkrankheiten), in der Landwirtschaft und bei Tieren, sowie zusätzlich neue Wege zur Bewältigung von Herausforderungen im Umwelt-Bereich. Die möglichen Folgen für die weitere Evolution der Arten, einschließlich unserer eigenen, sowie für unsere Beziehung zur Natur sind weitreichend.

Diese neuen Möglichkeiten werfen aber auch Fragen auf, die eng mit den Wertvorstellungen und ethischen Grundsätzen einer Gesellschaft verbunden sind. Wie weit sollen wir diese neuen Möglichkeiten, Genome von Lebewesen zu verändern, nutzen? Bis wohin erlauben wir den Eingriff in den Menschen? Liegt die Grenze bei der Bekämpfung von Krankheit oder sind wir auch bereit einer „Verbesserung“ des Menschen zuzustimmen? Unter welchen Umständen sollten wir die Möglichkeit wahrnehmen, Tiere genetisch zu manipulieren? Oder, wie weit erlauben wir Veränderungen im Bereich der Pflanzen? Und wie werden Möglichkeiten und Risiken gegeneinander abgewogen?

Die Entscheidungen darüber, wann, wo und zu welchem ​​Zweck diese technologischen Möglichkeiten angewendet werden, kann nicht der alleinigen Verantwortung von Wissenschaftlern, Experten und der Industrie überlassen werden. Deshalb versucht unser Projekt zu verstehen, wie in Österreich lebende Bürger und Bürgerinnen die CRISPR/Cas9-Methode und das damit verbundene Anwendungspotential einschätzen, wie sie zu bestimmten Anwendungen stehen und in welcher Weise ihrer Meinung nach diese neuen Möglichkeiten reguliert werden sollten.  

Methode: Die Grundlage der Analyse sind eine Reihe von Gruppendiskussionen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden mit der Hilfe von Postwurfsendungen und Online-Bewerbung rekrutiert. Die Zusammensetzung der Gruppen folgt dabei dem Ziel, eine möglichst große Diversität an Positionen und Erfahrungen in der Diskussion sicherzustellen. Die Debatten werden durch Karten, die unterschiedliche Perspektiven einbringen, unterstützt. Die Diskussionen werden aufgezeichnet, transkribiert, anonymisiert und mit der Hilfe von qualitativen Methoden von einem Team analysiert und interpretiert.

Ziel des Projekts: Das Ziel des Projekts ist es, die Vorstellungen von Bürgern und Bürgerinnen besser zu verstehen und dies in breitere gesellschaftliche Debatten einzubringen. Dies geschieht über wissenschaftliche Beiträge, in Form von Publikationen, Vorträgen und Beteiligung an Diskussionen.